Münchener Kommentar zum Handelsgesetzbuch · Band 1 · Erstes Buch · Handelsstand · §§ 1-104a HGB

Münchener Kommentar zum Handelsgesetzbuch · Band 1 · Erstes Buch · Handelsstand · §§ 1-104a HGB

herausgegeben von Dr. Ingo Drescher, Dr. Dr. h. c. Holger Fleischer LL.M. und Dr. Dr. h. c. mult. Karsten Schmidt, o. Professor em., 5. Auflage 2021, 1.744 Seiten, 279,00 € (bei Abnahme aller 7 Bände: 259,00 €) Verlag C. H. BECK, ISBN 978-3-406-75841-6

Der nach den Büchern des HGB gegliederte Münchener Kommentar, der bewährte und bekannte Großkommentar zum Handelsgesetzbuch, startet mit dem vorliegenden Band 1 (Kommentierung der §§ 1 – 104a HGB) seine fünfte Auflage. Namhafte Autoren garantieren Aktualität sowie Praxisorientiertheit bei gleichzeitiger wissenschaftlicher Tiefe. Der immer stärker werdenden Europäisierung und Rechtsvereinheitlichung auch des Handelsrechts ist Rechnung getragen.

Band 1 erläutert zentrale Vorschriften des Handelsrechts wie z.B. den Kaufmannsbegriff und, was für Vertriebsrechtler besonders wichtig ist, das Handelsvertreter- und Handelsmaklerrecht. Die Kommentierung der §§ 84 – 104 HGB ist von Prof. Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene in die Hände von Dr. Albin Ströbl, Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB, Frankfurt am Main, übergegangen. Das Handelsvertreterrecht und seine analogen Anwendungen werden umfangreich dargestellt.

Bereits in der ersten Überarbeitung überzeugt Ströbls frischer Stil, seine Ausführungen sind konzentriert, sehr praxisnah und entsprechen in jeder Hinsicht wissenschaftlichen Anforderungen. Die Kommentierung ist auf aktuellem Stand, was z. B. die Auseinandersetzung mit dem Urteil des BGH vom 24.09.2020 (VII ZR 69/19) verdeutlicht, durch das der BGH dem nach betriebswirtschaftlichen Kriterien zu ermittelnden sog. Deckungsbeitrag I (Rohertrag) die Fähigkeit abgesprochen hat, eine zur Festlegung der Unternehmervorteile geeignete Schätzgrundlage zu sein (vgl. RNn 276 und 76 zu § 89b HGB). Sinnvolle Exkurse, wie z. B. die Besteuerung der Ausgleichzahlungen, behält Ströbl bei (vgl. RN 283ff zu § 89b HGB).

Die Ausführungen zeigen ferner Ströbls Aufgeschlossenheit für Fortentwicklungen und neue Strömungen im Vertrieb, die vielfach auf technischen Innovationen beruhen. Vgl. z. B. RN 50ff zu § 86 a HGB zum Thema Omni-Channel-Vertriebsstrategien. Ströbl setzt sich hier intensiv mit der Frage auseinander, unter welchen Voraussetzungen der Unternehmer seine Waren und Dienstleitungen parallel direkt (über das Internet) vertreiben darf, wenn er Absatzmittler wie Handelsvertreter oder Vertragshändler mit dem Vertrieb seiner Produkte betraut hat.

Auch bei anderen Ausführungen (vgl. z. B. RN 64 zu § 87 HGB zum Themenkomplex Dauerschuldverhältnisse, Sukzessivlieferungsvertrag und Bezugs- und Rahmenverträge; RN 28 zu § 89 b HGB zum Thema Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers bei anonymen Massengeschäften; RN 70 zu § 89b HGB zur Problematik der wesentliche Erweiterung der Geschäftsverbindung und RN 76 zu § 89b HGB zu Provisionsansprüchen beim Vertrieb von Dauerschuldverhältnissen) blitzt nach Meinung des Rezensenten durch, dass bei Streitfragen Ströbls Herz gerne auf der Seite der (vertretenen) Unternehmen schlägt, was aber der Auseinandersetzung mit dem Thema keinen Abbruch tut. Denn schließlich wird auch die Sichtweise (mit Quellenangaben) der mit dem Vertrieb betrauten Partner wiedergegeben, so dass jede Seite sich argumentativ wiederfindet und das nötige Rüstzeug für den Disput erhält.

Fazit: Ströbl legt eine großartige Kommentierung des Vertriebsrechts vor, die allein schon Band 1 des MÜKO zu einer empfehlenswerten Anschaffung macht.

Anlagen

Buch-Seite des Verlags

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